Sensitivity Reading: Nie mehr leise

Im September 2022 durfte ich dieses sehr persönliche und sehr zugängliche Buch kritisch durchleuchten. Kurz zuvor war der Sammelband Die Diversität der Ausbeutung von Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo (Hrsg.) erschienen, der mir sehr geholfen hat Nie mehr leise – Die neue migrantische Mittelschicht von Betiel Berhe, auf Basis marxistischer Kritik und Theorie zu verstehen. Ihre biografischen Erzählung gibt eine generationsübergreifende, leicht verständliche Beschreibung der gesellschaftlichen Verhältnisse wieder, und benennt die vermeintliche Errungenschaften, Fallstricke und Ängste, die damit verbunden sind, in einer ehrlichen Selbstbetrachtung.

Nie wieder Leise - Cover

❝ Vom migrantischen Arbeiter:innenkind zur erfolgreichen Akademikerin: Betiel Berhes Kindheit zwischen Hochhäusern hat ihren Blick auf Klassenunterschiede und strukturelle Diskriminierung geschärft. Heute arbeitet sie als Ökonomin und Anti-Rassimus- und -Klassismus-Trainerin und hat das Institut für Social Justice & Radical Diversity in München mitbegründet. Anhand ihrer eigenen Biographie und anderer Lebensgeschichten erzählt sie, wie schwer sozialer Aufstieg ist, welche feinen Unterschiede niemals verschwinden – und wie eine neue migrantische Mittelschicht wächst, die sich gegen strukturellen Klassismus und Rassismus stellt und der Intersektionalität verpflichtet ist. Doch Berhes vielfältige Rollenerfahrungen eröffnen ihr auch den Blick für Solidaritäten, dort, wo andere schon jede Hoffnung aufgegeben haben. Sie zeigt, wie sich momentan eine ganze Gesellschaft im Wandel befindet, indem die Menschen zu Wort kommen und an Einfluss gewinnen, die Diskriminierung und Unterdrückung erfahren haben. Provokant, persönlich, augenöffnend.

Verlag: Aufbau

ISBN: 978-3-351-04203-5